HowTo: Nachtreise im ICE

Bequeme Nachtreisen in Deutschland mit Nacht-ICEs und kreativem Schlaf an Bord.

HowTo: Nachtreise im ICE

In Deutschland gibt es mehrere Anbieter von Nachtzügen. Der größte Anbieter ist die Österreichische Bundesbahn (ÖBB) mit ihren Nightjets, die durch ganz Europa verkehren. Andere Unternehmen wie Snälltåget, European Sleeper und Urlaubs-Express betreiben meist nur wenige Linien, die durch Deutschland führen. Eines haben all diese Anbieter gemeinsam: Ihre Züge haben Schlaf- und Liegewagen. Viele dieser Züge sind lange im Voraus vollständig ausgebucht, daher ist flexibles Reisen damit nicht möglich.

Neben diesen echten Nachtzügen gibt es von der Deutschen Bahn betriebene Nacht-ICEs. Dabei handelt es sich um ganz normale ICEs, die zwischen Mitternacht und 6 Uhr früh verkehren. Diese lassen sich mit ganz normalen Tickets und auch der BahnCard 100 ohne Aufpreis nutzen. Im Gegensatz zu den echten Nachtzügen haben diese ICEs keine Schlaf- oder Liegewagen sondern nur normale Sitzwagen.

Meine Nachtzüge

Da die Reservierungsgebühren für die echten Nachtzüge langfristig zu teuer wären und ich keine Flexibilität in der Zugwahl hätte, fahre ich nachts mit den Nacht-ICEs. Davon gibt es nicht sehr viele, aber viele zentrale Bahnhöfe sind an das Netz angebunden. Hier sind meine Favoriten:

  • ICE 100/101 Basel-Berlin/Berlin-Basel
  • ICE 618/619 München-Kiel/Kiel-München
  • ICE 698/699 München-Berlin/Hamburg-München
  • ICE 920/921 Frankfurt-Hamburg/Hamburg-Frankfurt
  • ICE 1080/1081 München-Hamburg/Hamburg-München

Diese Züge haben Fahrtzeiten von 6-13 Stunden und sind somit ideal für das Leben im Zug geeignet. Die hohen Fahrzeiten resultieren aus den vielen Zwischenstops und den massiven Umwegen, die diese Züge aufgrund der nächtlichen Vorfahrt des Güterverkehrs nehmen müssen.

Der große Vorteil dieser Züge liegt für mich in der Flexibilität. Ich kann mit meiner BahnCard 100 einfach einsteigen und losfahren. Der Nachteil ist, dass man, um vernünftig schlafen zu können, sehr kreativ werden muss. Besonders im Sommer sind diese Züge sehr voll, was zu Unruhe und Platzbeschränkungen führt.

Ich habe all diese Züge in der Bahn-App als Favorit hinterlegt und sehe so auf einen Blick, wie die maximale Auslastung der Züge ist. Für einen groben Überblick reicht das. Spätestens 2 Stunden vor der Abfahrt mache ich im DB Navigator Screenshots von der genauen Auslastung für die leersten Wagen. Die Grafik zeigt, welche Sitzplätze reserviert sind und welche nicht, somit kann ich mich später am Bahnsteig genau bei für mein Lieblingsplatz positionieren den ich schon vorher ausgemacht habe.

Schlafen im Nacht-ICE

Wie man nachts in den Nacht-ICEs schlafen kann, hängt besonders davon ab, um welche Baureihe es sich handelt. Der ICE 1 (BR 401) und ICE 4 (BR 412) eignen sich besonders gut. Um welchen ICE-Typ es sich handelt lässt sich im DB Navigator oder auch in der Bahn-App erkennen.

ICE 1 (Abteil)

Der ICE 1 (BR 401) zeichnet sich durch die Besonderheit aus, noch über Abteile zu verfügen. Diese sind besonders geeignet, um nachts angenehm zu schlafen, da man sich über drei Sitze legen kann. Um eines der begehrten Abteile zu ergattern, empfiehlt es sich, am Startbahnhof einzusteigen. Andernfalls ist die Wahrscheinlichkeit gering, ein Abteil zu bekommen.

Jedes Abteil bietet 2x3 Sitzplätze, die gegenüber angeordnet sind. Daher kann es nachts vorkommen, dass eine andere Person ins Abteil dazukommt. Dies lässt sich nicht verhindern, auch nicht durch die Reservierung aller sechs Sitzplätze, da die Reservierungen 15 Minuten nach Abfahrt verfallen.

Aufgrund der Abtrennung zu anderen Fahrgästen bieten Abteile eine geringere Sicherheit als Großraumwagen. Daher ist es besonders wichtig, meinen Rucksack während des Schlafens zu sichern. Je nach Größe bietet es sich an, den Rucksack unter den Sitzen oder zwischen Tischbein und Sitz zu verstauen. Zusätzlich sichere ich meinen Rucksack immer noch mit einem Gepäckschloss.

ICE 4 (Auf den Sitzen)

Der ICE 4 gilt als das Flaggschiff der Deutschen Bahn und wird auf den meisten Nacht-ICE-Verbindungen eingesetzt. Der Zug verfügt über zahlreiche Sitzplätze im Großraumwagen, allerdings sind leider keine Abteile vorhanden. Das Schlafen gestaltet sich in diesem Zug deutlich anspruchsvoller im Vergleich zum ICE 1. Im Laufe der Zeit habe ich verschiedene Methoden ausprobiert. Bevor ich auf die BahnCard 100 1. Klasse umgestiegen bin, schlief ich oft auf einer Luftmatratze in den großzügigen, ebenerdigen Gepäckablagen. Da diese in der 1. Klasse jedoch nicht in dieser Größe vorhanden sind, musste ich mein Konzept überdenken.

Aktuell habe ich ein Konzept gefunden, das sich für mich bewährt hat: das Schlafen an einem Vierertisch auf zwei gegenüberliegenden Sitzen. Zwar hängen meine Beine dabei etwa einen halben Meter in der Luft, aber dies lässt sich bei einer bestimmten Körpergröße gut verkraften. Um eine angenehme Position einzunehmen, verwende ich ein Nackenkissen, mit dem ich mich dann an die Außenwand des Zuges lehne.

Fahrkartenkontrolle

In der Regel erfolgt kurz nach der Abfahrt eine Fahrkartenkontrolle. Bei Zügen, die über mehrere Stunden durch ganz Deutschland fahren, kommt es jedoch häufiger zu einem Wechsel des Personals, was gelegentlich zu wiederholten Kontrollen führt.

Da mich viele Zugbegleiter bereits kennen und wissen, dass ich im Besitz einer BahnCard 100 bin, werde ich bei der Kontrolle manchmal einfach übergangen. Falls ich jedoch einmal kontrolliert werde, kann ich mich am Morgen oft kaum daran erinnern, da ich meine BahnCard 100 häufig im Halbschlaf vorzeige.

Aufstehen

Ich werde morgens von meiner Apple Watch mit Vibration geweckt. In der Regel wecke ich mich mindestens 30 Minuten vor der Ankunft des Zuges, spätestens jedoch um 7:30 Uhr.

Jede Nacht auf Schienen ist ein unvergessliches Abenteuer, das einzigartige Erfahrungen bereithält. Gute Reise!